Der Kragensittich
Ein putzmunterer Geselle
Vor einigen Jahren, ich war noch kein Mitglied der Vogelfreunde Osnabrück, begann mein Hobby sich langsam im Garten auszubreiten. Eine neue Voliere verlangte noch nach einem jungen Königssittich und ich gelangte über einige Telefonate zu einem Züchter, der noch einen Jungvogel besaß. Ich machte mich mit meiner Frau an einem schönen Sonntag auf den Weg, um den Vogel abzuholen. Der Besitzer führte uns durch seine Volierenanlage, wobei mein Herz immer höher schlug. Fasziniert von der farbenfrohen Sittichvielfalt fuhren wir dann mit unserem Neuzugang nach Hause.
Mit neuen Ideen ausgestattet, war ich kurze Zeit später wieder mit Planungen für eine neue Voliere beschäftigt. Meine Frau schaute sich die Zeichnungen an und wusste sofort, welche Vögel dort Einzug halten sollten. Sie hatte bei der damaligen Volierenbesichtigung große, grüne Sittiche gesehen, die keck und lustig in der Voliere herumtobten. Wir stöberten dann in einem Buch und wurden fündig. Kragensittiche sollten es sein. Ich besuchte den Züchter, meinen jetzigen Vogelfreund, erneut und holte mir Erkundigungen über unsere zukünftigen Gartenmitbewohner ein.
Kragensittiche (Barnardius zonarius semitorquatus) haben einen sehr kräftigen Schnabel, sind extrem nagefreudig und sollten deshalb in einer zerstörungs- und damit ausbruchssicheren Voliere untergebracht werden. Sie baden gerne, auch im Winter und brauchen ständig frische Äste zum Nagen. Diese ca. 40 cm großen, robusten, australischen Sittiche haben einen schwarzen Kopf, ein rotes Stirnband und einen gelben Nackenring, dem sie ihren deutschen Namen verdanken. Ihre Brust ist dunkelgrün, Rücken und Bauch dieser Sittiche sind mittelgrün gefärbt. Die Hennen sind am kleineren Körperbau und an der geringeren Schnabelgröße zu erkennen, zudem sind die Gefiederfarben blasser in der Ausprägung.
Obwohl es sich sehr schwierig gestaltete, ein Pärchen zu bekommen, begann ich schon eine zweiseitig geschlossene Holzvoliere mit einer Doppelstegplatte als Dach (Höhe 2m, Breite 1,50m, Länge 4,5m) zu bauen. Den Boden pflasterte ich mit Gehwegplatten, anschließend überzog ich den gesamten Holzteil von innen mit Draht, um der Zerstörung vorzubeugen.
Nachdem auf den Vogelbörsen im Herbst auch keine Vögel nach meinen Vorstellungen zu erwerben waren, telefonierte ich alle Anzeigen der AZ-Nachrichten durch und tastete mich so zu einem Züchter aus Bayern vor, der noch ein junges, blutsfremdes Pärchen besaß. Er schickte mir eine Email mit Bildern und wir waren uns schnell einig. Es waren meine ersten „geschickten“ Vögel, denn sie sollten per Vogeltransport kommen. Die jungen Kragensittiche wurden nachmittags vom Transportdienst abgeholt, und gegen Mittag des Folgetages konnte ich die Vögel in Empfang nehmen. Die Sittiche waren putzmunter und wollten in ihre neue Behausung. Ich brachte sie in ihre Voliere und schraubte die Deckel ihrer Transportboxen ab. Sie flogen sofort auf eine Sitzstange und schnäbelten miteinander.
Da Kragensittiche erst im 2. bis 3. Lebensjahr zur Brut schreiten und die Zucht nicht so einfach sein soll, erschien mir das gute Verständnis der Beiden füreinander eine gute Zuchtgrundlage zu sein, und als Optimist hatte ich den stabilen Naturstammnistkasten aus Buche natürlich schon vorab eingebaut. Er hat einen Innendurchmesser von 30 cm und eine Tiefe ab Unterkante Einschlupfloch von 35 cm. Das Einschlupfloch hat einen Durchmesser von 11 cm. Der Kasten ist so angebracht, dass ich ihn von außen kontrollieren kann, ohne die Vögel zu stören.
Die Beiden lebten sich gut ein und ließen ihre Kontaktrufe, ein pfeifendes kwink-kwink… kwink-kwink… kwink-kwink… morgens und abends im Flug ausgestoßen in einer mittleren Lautstärke erklingen.
Ich füttere sie mit einem handelsüblichen Großsittichfutter, in das ich ein wenig Mineralienpulver einstreue. Zudem ist ein separater Futternapf mit gemischtem Grit und Eifuttergemisch vorhanden. Ein großer Mineralienstein befindet sich am Boden der Voliere. Als Obst bekommen die Kragensittiche jeden Tag einen halben Apfel, den ich auf einen Nagel spieße (die Sorte Elstar mögen meine am liebsten) und ab und an eine halbe Möhre. Grünfutter aus der Natur gibt es täglich. Frische Zweige zum Zernagen sind nicht nur gut zur Beschäftigung, sondern enthalten auch viele Mineralstoffe und Vitamine. Im Februar begann ich, jeden Tag einige aufgetaute Hagebutten, die ich im August eingefroren hatte, zu verfüttern.
Meine Überraschung war groß, als ich sah, wie der Hahn im März mit der Balz begann. Er drückte dabei seine Schultern nach vorne und schwenkte seine Schwanzfedern hin und her. Dabei gab er erregte Plapperlaute von sich. Die Henne verschwand dann ab und an im Nistkasten, den ich mit einer ca. 4 cm dicken Schicht feinem Buchengranulat befüllt hatte. Gegen Mitte April verschwand sie dann ganz in ihrer Nisthöhle und lugte auch beim morgendlichen Füttern nicht mehr heraus. Ich dachte mir, eigentlich sind sie ja zu jung für eine Brut, aber vielleicht üben sie ja schon mal für die Zukunft. Umso erstaunter war ich, als Mitte Mai ein leises Piepsen aus der Nisthöhle zu vernehmen war. Als die Henne mal den Kasten verlassen hatte, nutzte ich die Gelegenheit und warf einen Blick auf das Ergebnis der ersten Brutbemühungen. Die Henne hatte 4 Eier gelegt und aus 2 Eiern waren tatsächlich Junge geschlüpft (Brutzeit ca. 20 Tage). Ich fütterte jetzt zusätzlich täglich einen zerbrochenen Zwieback und eine Handvoll eingeweichte Sonnenblumenkerne, ganze Löwenzahnpflanzen und Vogelmiere. Nach 11 Tagen beringte ich die zwei Nachwuchssittiche mit AZ Ringen der Größe 6,5 mm. Am Größenunterschied der Beiden in Bezug auf Körper- und Schnabelgröße konnte man schon erkennen, dass es sich um ein kleines Pärchen handeln musste, was sich später auch bestätigte. Die Jungvögel verließen nach ca. 6 Wochen ihr Nest und verblieben bis zum Herbst bei ihren Eltern, die sie nach dem Ausfliegen noch ca. 3 Wochen gefüttert hatten. Im Jahr darauf schritten sie erneut erfolgreich zur Brut.
Meine Erfahrungen mit diesem unkomplizierten und bewegungsfreudigen Großsittich sind durchweg positiv. Ich kann diese Vogelart jedem Vogelfreund wärmstens empfehlen. Es gibt eine blaue Mutationsform, die sich auch preislich ein wenig abhebt und viele Unterschiede, was die grüne Wildform angeht. Die Farbpalette im Brust- und Bauchgefieder reicht von hellgrün bis hin zu dunkelgrün. Welche Farbform nun die schönere ist, bleibt dem Betrachter wie dem Besitzer überlassen.
Ich hoffe, mit diesen Zeilen dem Leser die Kragensittiche ein wenig näher gebracht zu haben und wünsche jedem, der mit ihnen seine eigenen Erfahrungen machen möchte, auf diesem Wege viel Erfolg und Züchterglück.
Sittichzucht in Fragen und Antworten
Sie sollten nicht glauben, dass bei mir die Zucht immer alles so geklappt hat!
Als ich als 18-Jähriger mit der Vogelzucht angefangen habe, bekam ich im Vogelverein auf viele meiner Fragen super Infos und Hilfestellungen, zum Teil aber auch die Antwort "Die Fehler, die wir gemacht haben, musst Du erst machen!". Eigene Erfahrungen zu machen ist wichtig und die "alte Hasen" werden bei den folgenden Fragen und Antworten wahrscheinlich nur sagen "Das weiß ich doch", aber Anfänger in der Vogel- und speziell der Sittichzucht sollten immer dankbar für Infos und Tipps. Sie haben viele Fragen. Einige davon – die mir unter anderem als Sprecher der AZ-AGZ-IG Plattschweifsittiche besonders häufig gestellt werden - habe ich hier zusammengetragen und beantworte sie nun mit meinen eigenen gemachten Erfahrungen.
Zu berücksichtigen ist, dass jeder Vogel einen eigenen Charakter hat (wie bei uns Menschen) und daher nicht jede Antwort für jeden Vogel das Richtige ist.
Vogelkauf
Frage: Wann kauft man seinen Vogel oder seine Vögel?
Die beste Zeit zum Kauf der Vögel liegt kurz nach Beendigung der Brutsaison. Dann sind die Jungvögel selbstständig, und Sie können sich die besten Vögel aussuchen. Fliegen in einer Voliere mehrere Junge aus einem Nest, so kann man mit etwas Geduld Männchen und Weibchen unterscheiden. Hat der Züchter mehrere Paare, so kann man ein blutsfremdes Pärchen zusammenstellen, oder er nennt
einen weiteren Züchter, wo Sie das passende Gegenstück bekommen. In der Regel sind die Auswahl und die Qualität beim Züchter größer, da er meist mehrere Tiere der gleichen Art hat. Außerdem ist dort oft der Preis günstiger. Die Elterntiere können ebenfalls ein Kriterium der Auswahl sein, da einige Arten ja noch nicht ausgefärbt sind. Ich habe schon erlebt, dass ein Vogelliebhaber sich nicht entscheiden konnte, da die Vögel noch nicht ausgefärbt war. Nehmen Sie sich Zeit dafür.
Weiterhin sollte man beim Kauf auf klare, helle Augen, starke und gesunde Beine, Zehen, Krallen und Schnäbel achten; auf die Flügelstärke, saubere Nasenlöcher, ein fleischiges Brustbein und ein vollständiges Gefieder. Es sei denn, es handelt sich um beim Toben in der Voliere oder am Draht zerstoßenes Gefieder. Solche Dinge kann der Züchter leider nicht ändern, aber nach der nächsten oder der ersten Mauser ist wieder alles in Ordnung. Wenn die Qualität sonst stimmt, kann man darüber getrost hinweg sehen. Einige Vogelliebhaber neigen dazu, so viele Vogelarten wie Volieren vorhanden sind, zu halten, besser ist es aber, wenn man mindestens 2 Paare einer Art hat, da dann die Chance auf Junge größer ist, und sollte ein Vogel sterben, haben sie vielleicht noch von dem anderen Paar Nachzucht, von denen dann eines den Platz des verstorbenen Vogels einnehmen kann, wenn es sich hierbei um zwei blutsfremde Paare handelt.
Sie sollten sich erkundigen, wie die Vögel bis jetzt gehalten wurden. Kommen sie aus Freivolieren mit Schutzraum, warmen Innenvolieren oder Wohnungshaltung? Wenn die Großsittiche im Herbst oder Winter, also in der kalten Jahreszeit gekauft werden und sie aus dem Warmen kommen, müssen sie unbedingt erst an die neuen klimatischen Bedingungen gewöhnt werden. Wenn die Vögel in Freivolieren gehalten werden sollen, ist es trotzdem ratsam, sie zuerst einige Tage in einem Schutzraum zu halten, bis sie Futter- und Schlafstellen gefunden haben und sich völlig heimisch fühlen. Erst danach lässt man sie in der Voliere fliegen.
Im Übrigen ist es eine Selbstverständlichkeit, dass neu erworbene Vögel von
bereits eingewöhnten isoliert gehalten werden, um eventuelle Ansteckungen zu verhindern. Um zu kontrollieren, ob die Verdauung der neuen Vögel in Ordnung ist, belegt man den Boden der Voliere oder Käfigs anfangs mit Zeitungspapier. Dadurch lässt sich der Kot leichter kontrollieren als wenn Sand als Bodenbelag benutzt wird. Man soll sich natürlich auch erkundigen, wie die Vögel bis jetzt gefüttert wurden, und eventuelle Änderungen erst allmählich vornehmen. Falls große Unterschiede in der Ernährung sind, sollten Sie sich Futter mitgeben lassen. Wichtig ist zu erfahren, ob die Vögel an Früchte und Grünfutter gewöhnt sind – was allerdings bei allen Sittichen, die sachgemäß gepflegt wurden, der Fall sein sollte.
Und darauf sollten Tierfreunde beim Kauf von Sittichen und Papageien achten: Diese Vögel müssen nach §17g Tierseuchengesetz/Psittakose-Verordnung mit einem amtlichen Fußring gekennzeichnet sein.
Da beim Handel von Papageien in den meisten Fällen keine behördlichen Dokumente mehr vorgeschrieben sind (für die meisten Arten besteht KEINE CITES-Papier-Pflicht mehr), sollte beim Kauf darauf geachtet werden, dass der Händler / Züchter eine "Abgabebescheinigung" ausstellt, aus der die Herkunft der Exemplare hervorgeht. So sollte versichert werden, dass es sich bei dem Tier um eine Nachzucht handelt, bzw. dass es aus einer legalen Einfuhr stammt (entspr. Belege dafür aushändigen lassen!). Des Weiteren sollten alle wichtigen Daten des Tieres aus dem Papier hervorgehen (Art, Unterart, Alter, Geschlecht, Ring- bzw. Chipnummer). Manche Händler stellen auch einen "Vogelpass" aus. Es gibt keine einheitliche Regelungen über das Aussehen dieser Formulare, doch sollte man kein Tier kaufen ohne sich ein entsprechendes Papier aushändigen zu lassen.
Geschützte Tiere, die sich den Belegen nicht zuordnen lassen, deren Herkunft also zweifelhaft ist, können beschlagnahmt und eingezogen werden!!
Wer in Ihrem Bereich für die Meldung von Sittichen und Papageien zuständig ist, erfahren sie beim Kreis-Veterinäramt. Dort wird man Ihnen die entsprechende Stelle nennen. Diese Stellen können dann auch weiter helfen, z.B. mit einer aktuellen Liste der von der Meldepflicht befreiten Arten. Für die Meldung wird eine Kopie der "Abgabebescheinigung" zusammen mit Kopien weiterer Belege (Einfuhrpapiere, Vogelpass o.ä.) an die zuständige Behörde geschickt. Verstöße gegen die Meldepflichten stellen Ordnungswidrigkeiten dar und können mit Bußgeldern geahndet werden.
Verpaaren
Frage: Wie verpaare ich im Allgemeinen?
Wichtig ist, den Vögeln genug Zeit zu geben, um sich aneinander zu gewöhnen, die Umgebungs- und die Futterumstellung bevor man zur Zucht schreitet. Dies gilt vor allem bei Vögeln, die auch schon einjährig geschlechtsreif sind. Bessere Verpaarungen sind die, die bereits im Herbst/Winter getätigt werden. Am besten ist es, wenn man die Partner sich selbst finden lässt, dann hat man mit größter Wahrscheinlichkeit ein harmonisierendes Paar, welches die Grundbedingung für eine erfolgreiche Zucht bei Plattschweifsittichen ist (das gilt auch bei anderen Sittichen und Papageien). Wenn es mal nicht so klappt, dann kann es an der Voliere oder an der Nachbarvoliere bzw. deren Insassen/ Bewohnern oder anderen Faktoren liegen. In Bezug auf die Zucht hat "selber finden lassen" den Nachteil, dass sich nicht immer das erwünschte Paar bildet. Fakt ist, dass man es nie voraussagen kann, wie lange es dauert, bis ein Paar perfekt harmoniert. Was bei einigen Paaren in wenigen Tagen erfolgt, dauert bei anderen manchmal Wochen oder gar Monate. Hin und wieder klappt die Zwangsverpaarung, manchmal aber auch gar nicht, was selbst in meiner Zucht gelegentlich vorkommt. Wer nach dem Motto züchtet "heute gekauft und verpaart, morgen befruchtete Eier", dem fehlt eine züchterische Tugend - die Geduld. Viele Paare brauchen Zeit und dürfen nicht nach der ersten Fehlbrut getrennt werden. Man muss die 4 G's haben: Gedanken, Glück, Geduld und Geld.
Zuchtgenehmigung
Frage: Brauche ich eine Zuchtgenehmigung bei einem Paar Sittiche?
Ja, Sie brauchen in Deutschland eine amtliche Zuchtgenehmigung. Zur Kontrolle und zur Bekämpfung der Papageienkrankheit (Psittakose) ist die Zucht und Weitergabe von Papageien, also auch von Sittichen, genehmigungspflichtig und mit behördlichen Auflagen verbunden. Diese Genehmigung brauchen Sie auch, wenn Sie nur einmal brüten lassen möchten, egal ob Wellen-, Rosella- oder Australische Königssittiche.
Grundlage ist die Psittakoseverordnung vom 18.06.1975 (BGBl. 1975 I S. 1429 ff.). Psittakose, die Papageienkrankheit, ist eine meldepflichtige Tierseuche. Sie wird verursacht durch Chlamydien, die vor allem von papageienartigen Vögeln übertragen werden. Daher müssen Sittiche und Papageien ordnungsgemäß möglichst geschlossen beringt sein. Und es muss ein Nachweisbuch geführt werden, damit man nachvollziehen kann, wo ein Vogel herkommt bzw. wo er verblieben ist, wenn er verkauft wurde oder verstorben ist. Dies ist nötig, um nach einem Krankheitsausbruch den Psittakose-Infektionsweg feststellen zu können um dann auch gezielt diese Tiere zu behandeln, damit die Seuche sich nicht ausbreitet.
Die Zuchtgenehmigung nach § 17g. Abs. 1 des Tierseuchengesetzes heutiger Fassung ist beim Ordnungsamt bzw. beim Amtstierarzt zu beantragen. Die Zuchträume werden dann von Vertretern der Behörde begutachtet; dabei wird besonders darauf geachtet, ob die Bauart eine einfache Reinigung und Desinfektion gewährleistet. Auch sollten die Zuchtanlagen eine artgerechte Unterbringung, möglichst mit Tageslicht, ermöglichen. Zusätzlich wird in den meisten Fällen ein Quarantäneraum verlangt, der ebenfalls obigen Anforderungen entsprechen muss. Neben der Besichtigung der für die Zucht vorgesehenen Räumlichkeiten wird fast immer eine Eignungsprüfung durch den Amtstierarzt durchgeführt. In dieser Prüfung wird die Kenntnis des Psittakosegesetzes sowie das allgemeine Wissen über Haltung, Pflege und Zucht von Papageien überprüft. Natürlich wird auch über die Ringpflicht gesprochen und darauf hingewiesen, dass ein Nachweisbuch zu führen ist. Der Erwerb der Zuchtgenehmigung ist gebührenpflichtig.
Notwendig ist die Zuchtgenehmigung bei Bestellung von Sittich- und Papageienringen. Bei Erstbestellung muss eine gültige amtliche Zuchtgenehmigung im Original oder als amtlich beglaubigte Kopie beiliegen oder der Geschäftsstellen bereits vorgelegen haben.
Eiablage
Frage: Meine Gelbbauchsittiche haben vor gut drei Wochen 4 Eier gelegt und die Henne war auch die ganze Zeit am Brüten und ich habe eigentlich damit gerechnet, dass die kleinen in diesen Tagen schlüpfen. Gestern habe ich dann noch einmal in den Kasten geschaut und es lagen nun 6 statt 4 Eier im Kasten. Ich gehe mal davon aus, dass die ersten 4 wohl nicht befruchtet waren (warte noch ein paar Tage ab) und möchte sie daher aus dem Kasten entfernen. Ich kann sie doch mit einer Taschenlampe durchleuchten, richtig? Ab wann kann ich das machen? Was sollte ich erkennen?
Es ist nicht ungewöhnlich, wenn die Vögel erst nach dem zweiten, dritten, vierten oder fünften gelegten Ei zu brüten beginnen. Machen Sie sich also keine Sorgen, wenn sich die Henne nicht sofort auf das erste Ei setzen. Übrigens: Bei allen aus-tralischen Sittichen brütet ausschließlich das Weibchen, mit einer Ausnahme - beim Nymphensittich teilen sich Hahn und Henne das Brutgeschäft.
Die Eiablage erfolgt im zweitägigen Abstand und vollzieht sich im Allgemeinen am Nachmittag oder frühen Abend. Die Gelege bestehen in der Regel aus 4 -7
Eiern. Da die Eier keine Schutzfarbe benötigen, in Zusammenhang mit dem dunklen Höhlennistplatz, sind sie weiß.
Die Eier werden vom Weibchen regelmäßig gedreht, um Verwachsungen der Eihäute mit dem Embryo zu verhindern. Gleichzeitig werden die Eier von der Henne umgelegt, um eine gleichmäßige Erwärmung sicherzustellen, denn zwischen den äußeren und inneren Eiern eines Geleges besteht ein beträchtlicher Temperaturunterschied. Wie die Henne die Temperaturregelung durchführt, ist bis heute noch ungeklärt. Die Temperatur darf nicht zu niedrig sein, aber sie darf an heißen Tagen auch nicht über einen kritischen Wert ansteigen. Es ist nachgewiesen, dass das Weibchen bei hohen Außentemperaturen den Eiern Wärme entziehen kann. Für das Wachstum der Embryonen ist viel Energie notwendig, die im Inneres des Eis erzeugt werden muss.
Ein weiteres Wunder ist die Regulierung der Feuchtigkeit durch die Henne. Häufig wird befürchtet, dass die Eier austrocknen, das regelt die Henne jedoch durch tägliches Baden selbst. Die zweite Gefahr, dass Embryonen ertrinken, ist mindestens genau so groß. Bei den chemischen Vorgängen während der Entwicklung im Ei entsteht eine beträchtliche Menge Wasser, das aus dem Ei verdunsten muss, da sonst der Embryo keine Überlebenschance hat. Wenn man davon ausgeht, dass ein Hühnerei von etwa 60 Gramm im Laufe der Entwicklung des Kükens etwa 11 Liter Wasserdampf abgibt, kann man sich ausrechnen, dass bei einem Wellensittich von etwa 3 Gramm ungefähr 1/2 Liter Wasserdampf abgeführt werden, bei den Plattschweifsittichen zwischen 4 und 9 Gramm ca. 1 Liter Wasserdampf.
Bei der Berechnung der Brutdauer sollten Sie bedenken, dass das tatsächliche
Datum dem Tag entspricht, an dem sich die Henne gesetzt hat. Die Brutzeit der Plattschweifsittiche beträgt im Durchschnitt 19 – 20 Tage, dann erblicken die Jungen das Licht der Welt. Mit dem Eizahn, einer kalkhaltigen, dornenartigen Erhebung auf der Spitze des Oberschnabels, pickt das Küken beim Schlüpfen die Eierschale auf. Den Eizahn verlieren die Jungtiere im Alter von ca. 1 Woche. Besondere Umwelteinflüsse können die Entwicklung der Embryonen verkürzen oder verlängern.
Fußringe
Frage: Meine Rosellasittich Küken müssten in den nächsten Tagen schlüpfen. Aus dem Internet weiß ich schon mal, dass man sie zwischen dem 7. und 10. Tag beringen sollte.
Ich hätte noch 2 Fragen:
1) Wie beringe ich Sittiche am besten? Bei meinen Kanarien ist es klar, erst über die ersten drei Zehen und fertig, aber wie mache ich das beim Sittich, da stehen ja zwei nach vorne und zwei nach hinten?
2) Wie reagieren Rosellas erfahrungsgemäß auf die Ringe, werden die Küken nicht vielleicht rausgeschmissen?
Alle Sittiche und Papageien müssen nach §17g Tierseuchengesetz/ Psittakose-Verordnung mit einem amtlichen Fußring gekennzeichnet sein. Einige Sittich- und Papageienarten sind auch nach Artenschutzrecht zu kennzeichnen.
Fussringe zur Kennzeichnung von Papageienvögeln nach der BArtSchVO dürfen nur noch von zwei Institutionen ausgegeben werden bzw. hergestellt werden. Das Bundesumweltministerium hat den ZZF (Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. Geschäftsstelle: Postfach 1420, D-63204 Langen, www.zzf.de) und den BNA (Bundesverband für fachgerechten Natur- und Artenschutz; Postfach 11 10m, Am Friedhof 4, D-76707 Hambrücken, www.bna-ev.de) als Ausgabestelle für artenschutzrechtliche Kennzeichen anerkannt. Artenschutzringe kann man auch über seine Verbände beziehen.
Zwischen dem 7. und 10. Tag, je nach Wachstumsfortschritt, werden die jungen Rosellas bei mir mit geschlossenen AZ-AGZ- oder DKB-Ringen 5,5mm beringt. Die Ringgrößen sind von der AZ empfohlene Ringgrößen. Wie in der Skizze zu sehen, ist der Ring zuerst über die drei längeren Zehen und danach über die vierte kleinere zu streifen. Notfalls muss die vierte Zehe mit einem spitzen Gegenstand (Zahnstocher oder angespitztes Streichholz) durch den Ring gezogen werden. Es darf kein Ring mit Gewalt übergezogen werden, da eine bleibende Fußverletzung nicht ausgeschlossen werden kann.
Ich mache regelmäßig Nistkastenkontrollen und nehme die jungen Prachtrosellas in die Hand oder heraus, um zu überprüfen ob sie gut gefüttert werden und ob Ringe nicht abgefallen sind. Probleme, z.B. mit Rauswerfen, hatte ich beim Beringen der Rosellas mit den Elterntieren noch nie, dürfte auch nicht das Problem sein wie bei den Exoten, Prachtfinken oder Waldvögeln.
Großer Felsensittich
Cyanoliseus patagonus bloxami
Felsensittiche kommen in vier Unterarten vor:
Felsensittich (Cyanoliseus patagonus patagonus)
Anden-Felsensittich (Cyanoliseus patagonus andinus)
Cordoba-Felsensittich (Cyanoliseus patagonus conlara)
Großer Felsensittich (Cyanoliseus patagonus bloxami)
In meinem Bericht möchte ich auf den letzteren eingehen,
den Großen Felsensittich.
Laut Aussagen, die man im Internet finden kann, ist der Große Felsensittich nur noch sehr selten in Freiheit zu finden - ca. 4000 Vögel in 12 Brutkolonien. Auch in Zoologischen Gärten, Vogelparks oder in privater Hand wird dieser große Sittich sehr selten gehalten. Auf der Internetseite http://www.zootierliste.de sind lediglich in Deutschland Berlin (Voliere Kranzler Eck) und im Ausland Belgien (Brugelette, Parc Paradisio) gelistet. Leider gibt es dort keine Angaben zur Anzahl der dort gehaltenen Tiere.
Ich nehme dies zum Anlass, etwas näher über diese Vögel zu berichten.
Verbreitung:
Das Verbreitungsgebiet beschränkt sich heute auf die Küstengebiete von Atacama und Colchagua, bis hin zu Zentral–Chile.
Beschreibung:
Grundgefieder olivbraun bis grün; Nacken, Hinterkopf, Stirn, Zügel, Ohrdecken, Kinn, Wangen, Scheitel und Hals sind oliv/braun mit grünem Anflug. Auf jeder Seite der Oberbrust befinden sich weiße Flecken, die immer vorhanden sind; bei 50% der Vögel zieht sich ein weißes Band über die Brust; großer Bauchfleck
orangerot, gelb auf Bauch und Schenkel ist hell und ausgedehnt. Schnabel und Unterschnabel schwarz, nackter weißer Augenring, Iris gelb/weiß, Wachshaut grau und Füße fleischfarben. Oberschwanzdecken und Hinterrückengefieder gelb mit leichtem oliven Anflug. Kleine, mittlere, große Flügeldecken sowie Flügelbug sind oliv, blaue Handdecken. Außenfahnen der Handschwingen sind ebenfalls blau und die Außenfahnen der Armschwingen blaugrün. Olivgelbe Unterschwanzdecken, die Schwanzfedern sind oberseits olivgrün mit blau, unterseits braun.
Die Größe dieser Vögel wird mit 50 cm angegeben.
Jungvögel sind etwas matter im Gefieder. Der Oberschnabel (manchmal auch Unterschnabel) ist hornfarben und erst nach ca. einem Jahr vollständig schwarz wie bei den Altvögeln.
Haltung:
Über die Haltung dieser schönen Vögel findet man leider nur wenige Hinweise. Das liegt sicher daran, dass diese Vogelart bis heute zu selten gehalten wird.
Im Allgemeinen wird der Große Felsensittich als recht leicht zu halten beschrieben. Er sei recht unempfindlich und kann auch Kälte haben. Ein Schutzraum im Anschluss der Voliere sollte hier bei uns immer im Winter geboten werden. Die Volierengröße sollte 4m x 2m x 2m nicht unterschreiten, die Grundfläche des Schutzhauses 1,5 – 2 qm. Da das Nagebedürfnis sehr ausgeprägt ist, sollte die Voliere aus Metall gebaut sein, und es sollten ständig frische Zweige zum Benagen gereicht werden.
Felsensittiche lassen sich im Schwarm mit Langschnabelsittichen, Smaragdsittichen oder Mönchssittichen sowie artgleichen Vögeln halten. Das Platzangebot muss selbstverständlich auf die Anzahl der gemeinsam gehaltenen Vögel angepasst werden. Zu Zuchtzwecken sollten die Felsensittiche allerdings paarweise gehalten werden, um größtmögliche Zuchterfolge zu verzeichnen.
Die Stimme wird als sehr laut beschrieben. Auch würden die Vögel des Öfteren davon Gebrauch machen. Der Große Felsensittich ist nicht zur Haltung in der Wohnung zu empfehlen!
Ernährung:
In Freiland ernähren sich Felsensittiche von verschiedenen Sämereien, Beeren, Früchten und Pflanzen.
In Gefangenschaft sollte den Vögeln eine Großsittichfuttermischung mit nicht so vielen Sonnenblumenkernen und täglich frischem Obst und Gemüse gereicht werden. Auch Grünfutter, wie z.B. Löwenzahn und Vogelmiere wird gerne genommen. Frisches Trinkwasser darf selbstverständlich nicht fehlen. Zur Jungenaufzucht wird ein Eifutter mit Obst oder auch Insekten gereicht, um dem Eiweißbedarf gerecht zu werden. Mineralien in Form von Grit, Kalkstein oder Sepiaschalen gehören ebenso auf dem täglichen Speiseplan der Tiere.
Es ist übrigens schwierig, einseitig ernährte Felsensittiche auf neues und abwechslungsreiches Futter umzustellen. Dieser Vogel verhungert lieber, als dass er Futter aufnimmt, das er nicht kennt. Es ist mit sehr viel Mühe und Geduld vorzugehen, wenn eine Futterumstellung durchgeführt werden soll oder muss.
Vitaminzugaben können über das Trinkwasser oder Obstgemisch gereicht werden.
Zucht:
Die Welterstzucht gelang sehr wahrscheinlich 1957 dem Vogelpark Avifauna in den Niederlanden. Aber auch weitere Erfolge werden von 1963 bis 1984 in der Literatur erwähnt.
Jeder, der heute noch den Großen Felsensittich hält, sollte bemüht sein, durch Nachzucht die Bestände, gerade auch in Gefangenschaft, zu erhalten. Dabei ist es ein großes Problem, blutsfremde und auch noch gut harmonierende Paare zusammenzustellen. Da die Menge an Nachzuchtvögeln fehlt, kann man auf "Zwangsverpaarungen" nicht verzichten. Dies erschwert wiederum, geeignete Zuchtpaare zu finden, da der Felsensittich nicht gerade unkompliziert in der Partnerwahl ist.
Die Brutzeit in Gefangenschaft liegt im April / Mai.
Der Niststamm sollte aus einem ausgehöhltem Hartholzbaumstamm mit Innendurchmesser 23 cm, Höhe 75 cm und Schlupflochdurchmesser 10 cm sein.
Die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 60% und 70% liegen.
In der Regel werden ein bis vier Eier gelegt, im Abstand von zwei Tagen. Die Brutdauer wird mit 24 bis 25 Tagen angegeben. Nach einer Nestlingszeit von etwa acht Wochen fliegen die jungen Felsensittich aus. Sie sollten aber noch mindestens zwölf Wochen bei den Elternvögeln belassen werden, damit sie selbständig werden können.
Schlussbemerkung:
Da der Große Felsensittich stark bedroht ist, fällt er in das Washingtoner Artenschutzabkommen Bartsch Anhang B.
Der Besitz dieser Vögel ist also der zuständigen Naturschutzbehörde anzuzeigen. Die Tiere müssen mit Pflichtringen der Größe 7,0 beringt werden. Auch Transponder und Pedigramm sind zur Kennzeichnung dieser Tiere möglich.
Jeder, der über den Erwerb von Felsensittichen nachdenkt, sollte die laute Stimme dieser Vögel nicht unterschätzen und gut überlegen, ob die Wohnsituation (die lieben Nachbarn!) eine solche Haltung zulässt.
Des Weiteren ist auf Arten- und Unterartenreinheit zu achten. Oft wird der große Felsensittich mit der Nominatform verwechselt, obwohl man die beiden recht gut voneinander unterscheiden kann, schon alleine von der Größe.
(AZ-Lexikon, www.Zootierliste.de, www.Vogelnetzwerk.de,
Papageien W. De Grahl,
Enzyklopädie der Papageien und Sittiche
Südamerikanische Sittiche Band 5 T. Arndt)
Der Nandaysittich
Nandayus nenday (Vieillot 1818)
Englisch: Nanday Conure
Französisch: Perruche Nanday
Holländisch: Nanday Parkiet
Ordnung: Psittaciformes – Papageien
Familie: Psittacidae – Eigentliche Papageien
Unterfamilie: Aratinginae – Keilschwanzsittiche
Gattung: Nandayus
Unterarten: - keine –
Allgemeines:
Der Nandaysittich ist früher in großen Stückzahlen importiert worden, fand aber nie große Abnehmer und Liebhaber, die sich dieser wunderschönen Vögel annahmen.
Nandaysittiche werden in den Volieren der Züchter immer weniger und sollten nur noch zu Zuchtzwecken eingesetzt werden, damit sie nicht gänzlich in Gefangenschaft verschwinden.
Verbreitung:
Süd Mato Grosso, Brasilien, Süd-Ost Bolivien, Chaco und Santa
Fe, Paraguay und Formosa, Nord Argentinien
Beschreibung:
Der Nandaysittich kann normalerweise nicht verwechselt werden mit anderen Südamerikanischen Sittichen, da er der einzige Vertreter ist, der einen schwarzen Kopf hat und ein blaues Band an der Brust trägt.
Der Schnabel ist schwarz, das Grundgefieder weist eine Grün-färbung auf. Der Kopf ist schwarz, der Augenring ist unbefiedert und grau. Die Ohrdecken sind gelbgrün.
Oberbrust und Hals sind grün.
Die Schenkel sind rot, die Flügel grün, die Handdecken und
Außenfahnen dunkelblau und die Unterflügeldecken gelbgrün.
Jungvögel: Die Jungvögel sehen aus wie die Elterntiere, jedoch ist die Gefiederfärbung matter, die Füße sind dunkel und die Schwanzfedern etwas kürzer.
Nandaysittiche erreichen eine Größe von ca. 30 cm.
Haltung/Zucht:
Nandaysittiche sind recht unkompliziert, daher ist die Haltung und Zucht nicht besonders schwierig und schon oft gelungen. Bereits 1881 gelang Baron Cornely in Frankreich die Erstzucht.
Nandaysittiche sollten in den kalten Wintermonaten nicht unter
5°C gehalten werden. Die Tiere sind sehr gut im Schwarm zu halten und lassen sich auch in ihm gut nachzüchten, wenn ausreichend Platz vorhanden ist. Die Voliere sollte pro Paar eine Größe von mindestens 3 Quadratmeter und eine Höhe von 2 Meter haben.
Der Nandaysittich ist ein sehr lauter Vertreter der Südamerikanischen Sittiche, daher ist er sicherlich nicht für jedermann zur Haltung geeignet. Er macht sehr oft und gerne von seiner lauten Stimme Gebrauch. Wie bei allen anderen Südamerikanischen Sittichen sollte das ganze Jahr über ein Schlafkasten angeboten werden, der auch ständig zum Ruhen, bei Gefahr oder zum Schlafen aufgesucht werden kann.
Die Brutzeit im Freiland liegt im November. Hier in unseren Zuchtanlagen fällt die Brutzeit in das Frühjahr. In der Regel werden vier bis sechs Eier im Abstand von zwei Tagen gelegt. Die Brutdauer wird mit 24 bis 26 Tagen in der Literatur angegeben. Die Henne bebrütet das Gelege alleine. Der Hahn geht jedoch am Abend mit in den Kasten und verbringt die Nacht in ihm.
Nistkastenkontrollen werden in der Regel nicht übel genommen. Die Henne lässt es recht ruhig über sich ergehen und setzt die Brut nach der Kontrolle weiter fort.
Die Nestlingszeit beträgt im Durchschnitt sieben Wochen. Nach dem Ausfliegen der Jungtiere werden diese noch sehr lange von den Elterntieren versorgt. In den Abendstunden suchen alle gemeinsam den Nistkasten auf. In der Regel wird nur eine Brut im Jahr gemacht.
Ernährung:
Die Ernährung sollte so abwechslungsreich wie möglich gestaltet werden. Eine gute Großsittichfuttermischung sollte als Grundfutter dienen. Jeden Tag muss frisches Obst und Gemüse gereicht werden. Ab und an Keim- oder Quellfutter sowie getrocknete Garnelen dürfen auf keinem Futterplan fehlen. Zur Jungvogelaufzucht wird ein Eifutter und ab und an Brei angeboten. Desweiteren sollten Mineralsteine, Vogelgritt und eine Sepiaschale ständig zur Verfügung stehen, um dem Mineralstoffhaushalt der Vögel gerecht zu werden.
Das Nagebedürfnis dieser schönen Sittiche ist sehr ausgeprägt, deshalb dürfen frische Zweige zum Benagen in keiner Voliereneinrichtung fehlen. Selbstverständlich sollte täglich frisches Trinkwasser angeboten werden.
Schlussbemerkung:
Nandaysittiche werden im Schutzstatus B geführt, sind meldepflichtig und müssen mit 6,0 mm Pflichtringen beringt werden. Jeder, der die Möglichkeit hat, diese wunderschönen Vögel zu züchten, sollte dieses tun, bevor sie noch seltener bei uns anzutreffen sind und irgendwann ganz aus unseren Volieren verschwinden.
Literatur:
AZ – Lexikon
Thomas Arndt: Südamerikanische Sittiche Band 5
Thomas Arndt: Lexikon der Papageien
Der Barnardsittich
Der Barnardsittich (Barnardius barnardi barnardi) zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Sittichen, der nicht
nur in den Volieren deutscher Züchter zu finden ist. Bereits 1853 gelangten die ersten Vögel in den Zoo von
London, weitere Importe kamen jedoch erst viel später nach Europa. In den 1950er Jahren wurden
Barnardsittiche von mehreren westeuropäischen Ländern importiert.
Seinen Namen erhielt der Barnardsittich zu Ehren des Botanikers und Ornithologen Edward Barnard (1786 –
1861), der ein hoher Beamter der englischen Kronkolonien war. Er schenkte der Londoner Linnean Society unter
anderem ein Exemplar des später nach ihm benannten Sittichs.
Freileben
Das Vorkommen dieses "Australiers" erstreckt sich über den Süden von Queensland, das westliche New South
Wales, den Nordwesten von Victoria und das Gebiet des Murray River im östlichen South Australia. Bevorzugt
kommen die Vögel im Mallee-Buschland vor, was ihr Name im Englischen - "Mallee Ringneck Parrot" -
deutlich ausdrückt; und tatsächlich gibt es nur wenige Regionen dieses charakteristischen Lebensraums, in denen
die Vertreter dieser Art nicht zu finden sind. Darüber hinaus sieht man sie häufig auch in Eukalyptus und
Callitris-Savannen, im Akazien-Strauchland sowie in Baumanpflanzungen am Rand von Getreidefeldern.
Barnardsittiche sind Standvögel, die nur in außergewöhnlichen Trockenzeiten ostwärts in feuchtere Gebiete
ziehen. Sie leben paarweise oder in kleinen Gruppen, nur selten in größeren Schwärmen. Kurz nach
Sonnenaufgang verlassen sie ihre Schlafbäume, fliegen zum Trinken an die Wasserstellen (Viehtränken werden
gerne besucht) und anschließend zu den Nahrungsgebieten.
Zur Nahrungsaufnahme kommen sie gern auf den Boden, wo man sie auch mit Strohsittichen (Platycercus
flaveolus), Singsittichen (Psephotus heamatonotus) und Gelbsteißsittichen (Northiella haematogaster)
beobachten kann. Während der Nahrungsaufnahme in den Bäumen lassen sie manchmal ein leises Zwitschern
hören, auf dem Boden sind sie absolut still. Die heiße Mittagszeit verbringen sie ruhend im schattigen Blattwerk
großer Bäume. Am späten Nachmittag fliegen sie dann nochmals zu den Futter- und Wasserstellen und kehren
kurz vor der Dämmerung zu ihren Schlafbäumen zurück.
Der wellenförmige Flug ähnelt sehr dem der Plattschweifsittiche (Platycercus). Die schnellen Flügelschl.ge
werden von Gleitphasen unterbrochen. Wenn die Vögel von Baum zu Baum fliegen, legen sie die Strecken recht
bodennah zurück, um kurz vor der Landung einen höheren Ast im Gleitflug anzusteuern. Vor dem Landen wird
der Schwanz wie bei den Plattschweifsittichen gefächert.
Die Nahrung der freilebenden Barnardsittiche besteht aus verschiedenen
Samen wie denen der verschiedenen Eukalyptus-Arten oder der wilden,
bitteren Melone (Citrullus lanatus) sowie aus Grassamen, Früchten, krautartigen Pflanzen, Beeren, Nüssen,
Blüten, Knospen, Insekten und deren Larven. Untersuchungen zufolge, die Experten in einer zweijährigen Studie
durchführten, fraßen die Vögel die Samen von 52 Pflanzenarten aus 15 Familien sowie Insekten aus sechs
Ordnungen. In manchen Gebieten sind Getreide und Früchte in Obstplantagen ein wichtiger Bestandteil ihrer
Ernährung. Blattflöhe zählen zum bevorzugten Futter, des Weiteren wurden die Vögel bei der Aufnahme von
Sand und Holzkohlestückchen beobachtet.
Die Sittiche beginnen in Australien zum Teil bereits im Juni, normalerweise aber im Juli mit der Brut, die sich
bis zum Dezember hinziehen kann. Die Nester befinden sich meist in Höhlen oder hohlen Ästen von
Eukalyptusbäumen, die nicht zu dicht beieinander liegen dürfen, da es sonst unter Umständen zu Revierkämpfen
zwischen den benachbarten Paaren kommt.
In der Regel werden vier bis sechs Eier gelegt.
Menschenobhut
Die Farben der Barnardsittiche erinnern sehr an die Pastellmalerei mit ihren typischen sanften Übergängen. Da
sie sehr unterschiedlich sein können, sollte bei der Anschaffung der Vögel darauf geachtet werden, dass diese
farblich gut zueinander passen. Einige Barnardsittiche sind grün, andere eher blaugrün, und dazwischen gibt es
viele Schattierungen.
Typisch für die Männchen ist das dunkelrote, circa 5 mm breite Stirnband, das auf den Zügeln und unter dem
Auge bräunlich rot wird. Eine genaue Beschreibung erspare ich mir hier jedoch, da die Fotos für sich sprechen.
Das Gewicht der Männchen liegt zwischen 111 und 150 g, die Weibchen sind mit 102 bis 141 g nur wenig
leichter. Letztere haben meist ein blasseres Gefieder; das Stirnband ist von blasserem Rot und auch schmaler und
der Rücken und Unterrücken sind dunkel graugrün. Oft ist ein heller Streifen auf der Unterflügelseite zu sehen,
der bei den Männchen fehlt, und Kopf und Schnabel sind meist etwas kleiner. Dennoch sind die Geschlechter
aufgrund der vielen Farbvariationen im Gefieder der erwachsenen Vögel nicht immer leicht zu unterscheiden.
Jungvögel haben ein blasseres Gefieder als die Weibchen, ähneln insgesamt aber ihren Eltern. Der Nacken und
hintere Scheitel sind jedoch mehr olivbraun, und die blauen Wangenflecken erstrecken sich fast bis zu den matt
bräunlichen Ohrdecken. Bei sehr jungen Exemplaren ist der Schnabel matt gelblich. Der Unterflügelstreifen ist
bei den meisten, aber nicht bei allen Jungvögeln vorhanden. Sie erreichen ihr Erwachsenengefieder zwischen
dem zwölften und achtzehnten Lebensmonat, und die jungen Männchen verlieren dann den weißen
Flügelstreifen.
Barnardsittiche sind pflegeleichte Vögel, die jedoch anfangs recht scheu sind und eine gewisse Zeit benötigen,
um sich an die Umgebung und den Pfleger zu gewöhnen. Sie haben ein stark ausgeprägtes Nagebedürfnis, sind
dafür aber nur "mittellaut". Der Kontaktruf ist ein hoher, mehrmals wiederholter Ton, der etwa wie "Kwink…"
klingt. Für gewöhnlich ist er nur während des Fliegens zu hören. Bei Gefahr verständigen sich die Sittiche mit
einem harten, metallisch klingenden "Chuck-chuck-chuck". Während der Nahrungsaufnahme zwitschern sie oft
leise, auf dem Boden bleiben sie hingegen - wie aus dem Freiland bekannt - stumm.
Gegenüber Artgenossen sind sie zum Teil aggressiv und sollten deshalb nur paarweise gehalten werden.
Idealerweise stellt man die Paare bereits als Jungtiere zusammen, denn Alttiere harmonieren häufig nicht.
Unterbringung
Die ideale Unterbringung für Barnardsittiche ist eine Außenvoliere mit Schutzhaus. Doppelte Verdrahtung ist
angebracht, weil es bei Ringsittichen immer wieder zu Beißereien kommen kann.
Der Abstand zwischen den Drähten muss so groß sein, dass die Sittiche in der Nachbarvoliere am Gitter
hängende Tiere nicht mit dem Schnabel erreichen können.
Sitzstangen sollten in verschiedenen Stärken angebracht werden. Gern benagen Barnardsittiche Weiden- und
Obstbaumzweige; das hat zum einen den Vorteil, dass die Zweige Vitamine und Mineralstoffe enthalten, zum
anderen schränken sie das Benagen von Dingen ein, die nicht benagt werden sollen.
Die Vögel kommen gerne auf den Boden, weshalb zweimal im Jahr eine Wurmkur erforderlich sein kann. Bevor
man entwurmt, sollte man allerdings eine parasitologische und bakteriologische Untersuchung des Kotes durchführen
lassen, die von allen Veterinärämtern, privaten Labors und auch manchen niedergelassenen Tierärzten
vorgenommen wird.
Nicht fehlen darf eine große Badeschale mit frischem Wasser, die ich auf den Boden stelle und die im Sommer
von den Sittichen intensiv zum Baden genutzt wird.
Fütterung
Die Ernährung der Barnardsittiche ist nicht sonderlich kompliziert. Ich reiche eine Großsittichfuttermischung aus
verschiedenen Hirsesorten, Glanz, Kardi, Negersaat, Leinsamen, Sonnenblumenkernen, Haferkernen, Milokorn,
Paddy Reis, Dinkel, Dari, Buchweizen und getrockneten Ebereschenbeeren. Dieses Großsittichfutter sollte als
Hauptnahrung dienen. Zusätzlich sind Wild- und Unkrautsamen ein besonderer Leckerbissen für die Vögel,
ebenso Waldvogelfutter und gekeimte Samen.
Eifutter wird von vielen Vögeln gerne angenommen und darf vor und während der Brutzeit nicht fehlen. Des
Weiteren sollte mehrmals die Woche frisches Obst oder Gemüse gereicht werden. Die Sittiche sind hier nicht
wählerisch und nehmen nahezu alles an, was je nach Jahreszeit verfügbar ist.
Regelmäßige Mineralstoffgaben (z.B. Korvimin) sind aus meiner Sicht ein Muss. Sie können über das Obst und
Gemüse gestreut oder dem Eifutter beigemengt werden. Sepiaschalen, Grit, Kalk und dergleichen stehen meinen
Vögeln ganzjährig zur Verfügung.
Zucht
Eine Grundbedingung für die Ringsittichzucht ist ein harmonierendes Paar (was auch für andere Sittiche oder
Papageien gilt). Dieses erhält man am ehesten, wenn man ein junges Paar oder mehrere Jungvögel gemeinsam in
eine Voliere setzt und sich das Paar selbst finden lässt. In Bezug auf eine gezielte Zucht hat diese Methode
jedoch den Nachteil, dass sich nicht immer das gewünschte Paar bildet. Bei älteren Vögeln wird es schon etwas
schwieriger, da nicht jedes Männchen eine neue Partnerin akzeptiert.
Ältere Vögel lassen sich erfahrungsgemäß leichter mit jungen Tieren verpaaren. Dabei sollte man darauf achten,
dass das Weibchen zuerst in die Voliere gesetzt wird, denn auf diese Weise akzeptiert das neu hinzukommende
Männchen das Weibchen schneller. Bei Problemen sollte man die Vögel voneinander trennen und jedem Tier
einen neuen Partner zuweisen. Gerade erstandene Vögel, die sich noch nicht kennen, können meist ohne großes
Risiko zusammen in ihrer neuen Umgebung untergebracht werden.
Für das Brutgeschäft kann ein Vierecknistkasten mit den Innenmaßen von
65 x 23 x 23 cm (Höhe x Breite x Tiefe) und einem Schlupfloch von 8 cm Durchmesser zur Verfügung gestellt
werden.
Bei Kästen ohne Nistmulde kann es passieren, dass das Weibchen die Eier im Kasten verteilt, wohingegen eine
Nistmulde das Auseinanderrollen des Geleges verhindert. Als Kletterhilfe zum Auf- und Absteigen an der
glatten Nistkastenwand dient ein grobes Drahtgeflecht ohne scharfe Kanten.
Eine andere Möglichkeit ist ein sechseckiger Nistkasten (Höhe 70 cm, Innendurchmesser 25 cm, Einflugloch
von 8 cm Durchmesser). Alle Kästen sollten aus Naturholz bestehen.
Den Boden bedecke ich mit Hobelspänen oder Hamsterstreu, Buchenholz-oder Tannenholzgranulat, weil er so
einfach sauber zu halten ist und diese Materialien von meinen Vögeln sehr gut angenommen werden. Sie binden
zudem die Feuchtigkeit des Kotes, wodurch die Fü.e und Ringe der Jungtiere sauber bleiben.
Man kann auch ausgehöhlte Baumstämme von 20 bis 26 cm Innendurchmesser und 45 bis 70 cm Tiefe
verwenden, sollte aber darauf achten, um welche Baumart es sich handelt. Ich habe Birke und Buche verwendet,
denn nach meiner Erfahrung schimmeln Pappel- und Erlenstämme sehr schnell von innen. Bei Pappel-, Erlenund
Tannenholz ist die Rinde darüber hinaus sehr grob und bildet dadurch einen idealen Unterschlupf für
Milben, Motten und anderes Ungeziefer.
Barnardsittiche brüten erst im zweiten Jahr. Im März, wenn uns die ersten warmen Tage beschert werden,
beginnen sie mit der Balz. Das Männchen sitzt auf einer Sitzstange neben dem Weibchen mit nach vorne
gestoßenen und leicht geöffneten Flügeln, die Brustfedern sind gesträubt, der Kopf ist aufgerichtet und wird nach
hinten oder zur Seite geneigt. Das Männchen wippt mit gefächertem Schwanz und lässt ein unablässiges
Geschnatter hören.
Das Gelege umfasst vier bis sechs Eier, die Brutdauer beträgt 19 bis 20 Tage. Ein Vereinskollege hatte ein Paar,
das zweimal im Jahr brütete und pro Brut vier bis sechs Jungvögel aufzog; dabei handelt es sich jedoch um eine
Ausnahme, denn bei Barnardsittichen sind zwei bis fünf Junge in einer Brut normal. Angefangen hatte er mit
einem Paar, das auch nach vier Jahren noch nicht zur Brut geschritten war. Daraufhin erwarb er im folgenden
Herbst ein junges Pärchen, trennte das alte Paar und verpaarte die Vögel jeweils mit einem der hinzugekauften
Barnardsittiche. Im darauffolgenden Jahr zogen beide Paare bereits erfolgreich Junge groß, was vielleicht daran
lag, dass der Züchter zu einem Trick gegriffen hatte: Er hatte so lange mit dem Aufhängen des Niststamms
gewartet, bis die Pärchen sich gefüttert und gepaart hatten und die Weibchen einen deutlichen Legerücken
zeigten (ein Züchter sieht dies bereits einige Tage vorher an der unnatürlich gewölbten Rückenlinie des
Weibchens). Harmonie ist eben alles.
Das Weibchen verlässt in den frühen Morgenstunden und am späten Nachmittag das Gelege, um sich vom
Männchen füttern zu lassen oder um selbst zu fressen. Das Männchen hält sich während der Brutperiode meist
wachsam in der Nähe des Nistkastens auf. Zwischen dem 7. und 10. Lebenstag, je nach Wachstumsfortschritt,
werden die Jungen mit den jeweiligen 6,5-mm-Verbandsringen (z.B. AZ, DKB oder VZE) beringt. Nach einer
Nestlingszeit von rund fünf Wochen fliegen sie aus und sind nach weiteren zwei bis drei Wochen selbständig.
Mutationsformen
Nach dem Erscheinen einer blauen Mutation in den 1970er Jahren sind inzwischen etliche weitere
Mutationenformen bekannt geworden, die an dieser Stelle der Vollständigkeit halber erwähnt werden: blau,
dominant gescheckt, zimt, D grün (Dunkelgrün), DD grün (Doppelfaktor dunkelgrün, oliv), Bronze-Falbe
(Falben haben als Altvögel rote Augen), Pale-Falbe (heller Falbe mit hellen Krallen, Schnabel und Hornteilen),
türkis, dilute (pastell), dunkelblau (Kombination von Dunkelfaktor und blau) und Pale-Falbe blau.
Literatur
Forshaw, J. M. (2003): Australische Papageien, Band 2. Bretten.
Kremer, H. (1988): Australische Sittiche und ihre Mutationen. Zandbergen.
Robiller, F. (1991): Papageien, Band 1 Stuttgart
Zeitschrift: Papageien 4/2012